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Dieter Emilio Sdun gestorben

Foto: Klingspor Museum

Dieter Emilio Sdun gestorben

Veröffentlicht: 26/01/2015 von Stadt Offenbach

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Die Psyche ist ein Pastell – mit diesem Zusatz seiner Zeitschrift für Literatur und Grafik (Jg 4; Dreieich 1996) gedenkt das Klingspor Museum Dieter Sdun. Der Künstler, der mit seinen Drucken und Büchern und seiner Fähigkeit zur grafischen und kalligrafischen Ausdrucksweise aufmerken ließ, ist im Alter von 70 Jahren gestorben. „Die Arbeit, die sich mit dem Titel der Zeitschrift, „schischiphusch“ in bezeichnender und gleicher Weise unentwegt und selbstironisch charakterisiert, ist beendet, wirkt aber fort. Weit über die Orte Dreieich und Almeria hinaus, an denen Dieter Sdun lebte, höchst produktiv war und nun gestorben ist“, sagt Museumsleiter Dr. Stefan Soltek.

Geboren wurde Sdun 1944 in Leubnitz, er ließ sich an der Meisterschule für das Kunsthandwerk in Berlin zum Schriftsetzer und Drucker ausbilden. Zu den Werken, die das Klingspor Museum besitzt, gehört unter anderem das fulminante Buch „Denkmal für Gutenberg. Hurenkind und Hochzeit“ (1991), dessen Darstellung der Druckgeschichte das Engagement für Freiheit aufzeigt, das Dieter Sdun und seine Ehefrau Doris auszeichnet. Soltek noch gut vor Augen ist ihre Arbeit mit Bezug auf die atomare Verseuchung in Tschernobly (1984) sowie die Installation der mehrere Meter hohen Fahne zu Fritz Depperts „Zeitkonzert“, die gegen Ausländerfeindlichkeit in Deutschland gerichtet und zusätzlich mit Auszügen aus den Artikeln zu den Menschrechten besetzt ist. „Sie bildete einen unübersehbaren Schwerpunkt auf der 6. Triennale für zeitgenössisches Kunsthandwerk, 1994 im Frankfurter Museum für Kunsthandwerk.“

Im Klingspor Museum zu sehen ist das auf handgeschöpften Dreiecken versammelte Deutschlandalphabet, das auf seine Weise Kritisch-Ironisches zum Bürgertum in ausgesuchten Begriffsfolgen und -setzungen skandiert. „Die immer still, konzentriert und beharrlich erscheinenden Eheleute Sdun zogen in den 90er Jahren nach Spanien in ihre Wahlheimat und schafften es, dort erfolgreich ihre Arbeit anzuknüpfen.“

Mit Dieter Emilio Sdun verliere die Kunst des Druckens und Schreibens einen Protagonisten, der dem Buch als Raum künstlerischer und subtil kämpferischer Stellungnahme in Wort und Bild Wege gewiesen hat, befindet Soltek. Das Klingspor Museum, das noch kürzlich mit dem Künstler korrespondierte, wird ihm zu Ehren in der Reihe Buch des Monats im April (Freitag, 6. April, 14 Uhr) Werke aus seiner Schierlingspresse vorstellen.

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