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InterKultur-Pass: Jugendliche mit Migrationshintergrund sollen für ehrenamtliches Engagement werben

von www.Familien-Blickpunkt.de am 24/12/2012 - 11:21 |

Themenfelder: Beruf und Familie, Leben und Gesellschaft

InterKultur-Pass: Jugendliche mit Migrationshintergrund sollen für ehrenamtliches Engagement werben

Kreis Offenbach - Migranten sind im Kreis deutlich weniger ehrenamtlich engagiert als Menschen ohne Migrationserfahrung. Dies bestätigte auch eine Ehrenamtsstudie im Kreis aus dem Jahr 2011. In der Gruppe der Migranten sind nur 25 Prozent ehrenamtlich aktiv, während im Kreisdurchschnitt 36 Prozent einem Ehrenamt nachgehen. Hier liegt also ein enormes Potenzial brach.

Bei der Veröffentlichung der Studie hatte Landrat Oliver Quilling angekündigt, durch geeignete Projekte mit den Vereinen und Migrantenverbänden diese Quote steigern zu wollen. „Denn Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement integriert, bildet und vernetzt. Bedingt durch den demografischen Wandel werden sich zukünftig aber immer weniger junge Menschen ehrenamtlich engagieren. Umso mehr gilt es, die Fähigkeiten von Menschen mit Migrationserfahrung zu aktivieren", betonte Quilling damals.

Seitdem hat sich viel getan: Vereine und ehrenamtliche Organisationen im Kreis wurden für die Problematik sensibilisiert. Der Kreis Offenbach vergibt beispielsweise seit 2012 an Vereine, die sich besonders um die Aufnahme von Menschen mit Migrationshintergrund bemühen, eine Integrationsplakette.

Vor wenigen Monaten wurde zudem auch ein Projektvorschlag der Jugendförderung des Kreises Offenbach vom Hessischen Sozialministerium positiv beschieden. Im Rahmen des Aktionsprogrammes „Partizipation und Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergrund", wird das Modell-Projekt „InterKultur-Pass" drei Jahre lang mit jeweils 27.000 Euro gefördert.

Ziel des Projektes ist es, Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren mit Migrationshintergrund zu interkulturellen Botschaftern für das Ehrenamt auszubilden. Als Kooperationspartner konnte unter Anderem das „Deutsch-Türkische Forum Stadt und Kreis Offenbach e.V." (DTFO) gewonnen werden.

„Die Jugendlichen werden ein Jahr lang Seminare besuchen und Praktika in Vereinen und ehrenamtlich arbeitenden Organisationen aber auch in politischen Parteien und in Verwaltungen absolvieren, um ganz konkret, zu erfahren, wie Vereine oder Non-Profit-Organisationen funktionieren, wie deren Strukturen sind und welche Vorteile und Möglichkeiten sie bieten", macht der Sozialdezernent des Kreises Offenbach, Carsten Müller, deutlich. Diese Erfahrungen sollen die Teilnehmer des Projektes nach Erhalt des I-Passes dann weitergeben und so andere Jugendliche mit Migrationshintergrund für das Ehrenamt begeistern.

Müller: „Wir wollen Menschen mit Migrationshintergrund so stärker als bisher in unsere Vereine im Kreis Offenbach einbinden. Denn Vereine führen nicht nur Menschen zusammen, sie vermitteln auch Werte. Werte, die wichtig sind für unsere Gesellschaft. Denn wer Sport treibt, lernt Spielregeln zu akzeptieren und mit Siegen und Niederlagen umzugehen. Wer Sport treibt, lernt den Umgang mit seinen Mannschaftskameradinnen und -kameraden und damit den sozialen Umgang innerhalb einer Gruppe. Gerade in der heutigen Zeit, einer Zeit voller Veränderungen, ist der Verein ein wichtiger Stabilisator, ein Garant für Toleranz und Gemeinschaft."

Doch nicht in allen Ländern ist das Vereinswesen so ausgeprägt wie in Deutschland, so dass viele Menschen mit Migrationshintergrund oftmals keinen Bezug zu Vereinen oder ehrenamtlichem Engagement haben. Dadurch bleiben besonders Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und der gesellschaftlichen Teilhabe versagt.

„Gerade auch aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für die eigene Persönlichkeitsentwicklung sein kann", betont in diesem Zusammenhang John Kannamkulam, Referent des Projekts und beim DTFO verantwortlich für die Schulung der I-Pass-Teilnehmer. „Aber Vereine und gemeinnützige Organisationen schaffen eben auch Kontakte und öffnen Türen in die Gesellschaft. Dies ist vielen Eltern mit Migrationshintergrund gar nicht bewusst. Ihren Kindern fehlen daher einfach oft wichtige Netzwerke, die über den Bildungs- und Berufserfolg eines Jugendlichen durchaus mitentscheiden können!"

Nicht zuletzt deshalb sind nach der Überreichung des Zertifikats „I-Pass" für die Teilnehmer Bewerbungshilfen bei Bildungsstipendien und weitere berufliche Unterstützungsangebote angedacht.

Anfang Dezember hat die Projektgeschäftsstelle von „I-Pass" in Trägerschaft des DTFO im Europa-Haus in Dietzenbach die Arbeit aufgenommen. „Wir führen derzeit Gespräche mit den betreffenden Vereinen und Organisationen im Kreis über weitere Kooperationsmöglichkeiten und werden weiter nachhaltige Perspektiven für die teilnehmenden Jugendlichen erarbeiten. Letztlich geht es darum, Migranten den Zugang zu wirklicher Teilhabe zu erleichtern und gleichzeitig unsere Vereine und unsere gesellschaftlichen Strukturen für die interkulturelle Zusammenarbeit zu sensibilisieren", so Müller abschließend. „Der InterKultur-Pass ist ein wichtiger Teil dieser Bemühungen!"

Zum Modellprojekt „I-Pass" findet am Freitag, den 25. Januar 2013, eine Auftakt- und Infoveranstaltung im Kreishaus in Dietzenbach statt. Das erste Seminar soll dann mit bis zu 25 Jugendlichen Anfang Februar im Europa-Haus in Dietzenbach starten.

Weitere Informationen und Kontakt zum Projekt: www.dtfo.de oder auf Facebook: www.facebook.com/pages/I-Pass/157400181064961.

www.familien-blickpunkt.de



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