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Lotsinnen sind wichtiger Baustein

von www.Familien-Blickpunkt.de am 31/05/2017 - 10:17 |

Themenfelder: Beruf und Familie, Leben und Gesellschaft

Lotsinnen sind wichtiger Baustein

Kreis Offenbach - Land und Leute kennenlernen, Kontakte knüpfen und sich im Alltag zurechtfinden, das ist vor allem für Menschen wichtig, die hier neu ankommen. Auf dem oftmals langen Weg der gesellschaftlichen Integration leisten Lotsinnen und Lotsen einen entscheidenden Beitrag. Sie geben Orientierung und einen sicheren Halt. Das Engagement der ehrenamtlichen Vermittlerinnen und Vermittler bringt aber auch den Lotsinnen und Lotsen selbst große Vorteile. „Die Ausbildung und meine ehrenamtliche Arbeit haben mir persönlich viel gebracht. Das war die bisher schönste Zeit meines Lebens“, bekannte Sana Salha, ausgebildete Elternlotsin aus Dietzenbach, am Montag im Kreishaus bei einer Podiumsdiskussion über die „Mittler in vielen Lebensbereichen“, zu der das Integrationsbüro des Kreises Offenbach eingeladen hatte.

„Der Kreis Offenbach nutzt und fördert seit Jahren in vielen Bereichen Lotsinnen und Lotsen, die anderen Menschen in ihrem Lebensumfeld zur Seite stehen. In Qualifizierungs- und Fortbildungsseminaren wurden bisher knapp 500 Eltern-, Sprach-, Sport-, Gesundheits- und Integrationslotsinnen und -lotsen ausgebildet. Dabei arbeiten wir eng mit unterschiedlichen Einrichtungen und Institutionen wie etwa den kommunalen Integrationsstellen, Kindertageseinrichtungen, Schulen und Vereinen zusammen“, sagte Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger im Kreishaus zur Eröffnung der Veranstaltung, zu der rund 60 Interessierte gekommen waren.

Der Erfahrungsaustausch zeigte vor allem eines: Die Vermittlungsarbeit der Lotsinnen ist ein nicht mehr wegzudenkender Baustein der Integration. „Und ein Erfolgsmodell“, betonte Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger. Sie verwies auf die Anfänge und die Kontinuität. Der Kreis Offenbach knüpfte schon vor rund zwölf Jahren mit Elternlotsinnen in Kindertagesstätten ein Netzwerk. Claudia Jäger zeigte sich dankbar, dass heute in vielen Kommunen des Kreises Lotsinnen und Lotsen im Einsatz sind.

Das Engagement der Vermittlerinnen und Vermittler hat nach Darstellung von Jo Dreiseitel, Staatssekretär und Bevollmächtigter für Integration und Antidiskriminierung im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, einen hohen Stellenwert für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. „Integrationslotsen übernehmen eine wichtige Brückenfunktion und geben vielen Menschen Hilfestellungen bei der Integration. Die Lotsen sind als Integrationshelfer vorbildlich“, so Dreiseitel.

Für Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger sind die Lotsinnen und Lotsen praktische Helfer im Alltag. Sie begleiten Zugewanderte bei Arztterminen, Behördengängen, Elternabenden oder unterstützen sie beim Ausfüllen von Anträgen. Als Vermittler erläutern sie Konzepte, Regeln und Strukturen der Gesellschaft. „Lotsen stehen gewöhnlich auf der Brücke, doch diese Lotsen bauen Brücken, unter anderem zwischen Religionen und Kulturen“, so Claudia Jäger.

Staatssekretär Dreiseitel betonte den Stellenwert des Ehrenamts für den Zusammenhalt in der Gesellschaft: „Die Integrationslotsen leisten einen persönlichen Beitrag zum sozialen Leben und tragen zu einem friedlichen, von Respekt geprägten Miteinander bei.“ Integrationslotsinnen und -lotsen schaffen Zugehörigkeit und Teilhabe und stärken eine Kultur des gegenseitigen Anerkennens und der Wertschätzung. Durch ihre Ideen, ihre Energie und ihren oft zeitintensiven Einsatz, wirken sie daran mit, dass unsere Gemeinden lebens- und liebenswert bleiben.

Dr. Jürgen Schumacher von der INBAS-Sozialforschung GmbH sieht einen wachsenden Bedarf an Lotsinnen. Er attestierte den ehrenamtlichen Helferinnen ein hohes Maß an Empathie. Oft hätten sie einen guten Zugang zu den Menschen mit Migrationshintergrund, da sie eine ähnliche Geschichte haben. Bei der Integrationsarbeit sind Frauen federführend. „Wir brauchen mehr Männer“, sagte Schumacher. Rödermark bietet deshalb gezielt für Männer am Samstagvormittag eine Lotsenausbildung an, sagte Ulrike Vierheller, Integrationsbeauftragte der Stadt Rödermark.

Das ehrenamtliche Engagement hat sich in einigen Kommunen so gut etabliert, „dass wir jetzt schon in der vierten Generation Lotsinnen ausbilden“, sagte Hüsnije Erdogan aus Dietzenbach. Wie groß die Vielfalt der Vermittlerinnen ist, machte Lotsin Zahide Demiral deutlich. „In unserer Gruppe waren damals Frauen mit 16 verschiedenen Sprachen.“ Viele Lotsinnen erklärten in der Diskussion, dass sie sich durch die Ausbildung, die Begegnungen und den Dialog mit den Menschen persönlich weiterentwickelt hätten. „Die Arbeit hat mir auch in der Erziehung der Kinder geholfen. Ich bin selbstständiger und selbstbewusster geworden“, sagte eine junge Lotsin auf der Bühne des Kreishauses.

Für das Land Hessen, das das Förderprogramm auflegt, ist die Integrationsarbeit durch die Lotsinnen und Lotsen „eine Aufgabe die Zukunft hat“, betonte Wiebke Schindel, Referatsleiterin Integration im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. Die Vermittlungsarbeit läuft nach Darstellung der Akteurinnen rund, doch Wünsche gibt es auch: Die Lotsinnen und Integrationsbeauftragten erklärten, dass sie von der bisherigen temporären Finanzierung der Lotsinnen-Projekte nichts halten und stattdessen unbefristete Laufzeiten und damit eine größere Planungssicherheit haben möchten. Selver Erol, Leiterin des Integrationsbüros des Kreises Offenbach, würde den Lotsinnen künftig gern mehr Raum und Zeit zum Erfahrungsaustausch geben. „Ich glaube, man muss einiges besprechen, und es ist wichtig, die Arbeit zu reflektieren“, sagte Selver Erol.

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