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Archäologiestipendium der Stadt Rödermark neu vergeben

Archäologiestipendium der Stadt Rödermark neu vergeben

Veröffentlicht: 30/10/2016 von Stadt Rödermark

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Die Stadt Rödermark hat zusammen mit der hessenARCHÄOLOGIE und der KAL zum Ausscheiden des vormaligen Landesarchäologen Prof. Dr. Egon Schallmayer aus dem aktiven Dienst ein Archäologie-Stipendium ausgelobt. Ziel ist die wissenschaftliche Aufarbeitung der von Prof. Schallmayer durchgeführten Ortskerngrabungen. Aus persönlichen Gründen konnte die zunächst ausgewählte Stipendiatin ihre Arbeit nicht fortsetzen. Nach einer neuen Ausschreibung im Frühjahr konnte das Stipendium nun wieder vergeben werden. Die Grabungen werden von Aika Diesch im Rahmen ihres Promotionsstudiums an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg bearbeitet.

Um sich einen Überblick über das vorhandene Fundmaterial zu verschaffen, hat Aika Diesch in den vergangenen Wochen schon damit begonnen, in den Räumen des „Jägerhauses“ am Rathausplatz, das die Stadt Rödermark dafür zur Verfügung gestellt hat, alle Funde zu sichten und nach dem Waschen neu zu verpacken.

Zu ihrer Motivation für das gewählte Thema erläutert Diesch: „Nach Abschluss meines Masterstudiums in Archäologie am University College Dublin möchte ich nun mit einer Promotion an meine bisherige universitäre Ausbildung anschließen. Da ich mir längerfristig eine Karriere in Deutschland vorstellen könnte, habe ich mich dazu entschlossen, in Deutschland zu promovieren.

Ich bin hochmotiviert, das Forschungsprojekt „Rödermark – Ober-Roden“ zu bearbeiten, da ich bereits während meines Masterstudiums meinen Studienfokus auf die Mittelalterarchäologie gelegt habe. Darüber hinaus interessiert mich das Projekt, da es die Möglichkeit bietet, durch die Bearbeitung der Grabungsdokumentation, der Befunde und Funde sowohl den Siedlungsbereich Ober-Roden als auch das frühkarolingische Nonnenkloster Rothaha in den Blick zu nehmen und so verschiedene Aspekte in der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Ortes zu behandeln.“

Der Doktorvater von Frau Diesch, Prof. Dr. Ingolf Ericsson von der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg, lobt seine Doktorandin und hebt die Kooperation der beteiligten Institutionen hervor: „Aika Diesch ist für das Projekt Ober-Roden bestens geeignet. Sie ist eine hoch begabte, wissenschaftlich bereits ausgewiesene junge Wissenschaftlerin, die über die Fähigkeit verfügt, sich schnell und dennoch gründlich in neue Forschungsthemen einzuarbeiten. Wissenschaftliche Neugierde, methodische Sicherheit sowie eine wie selbstverständlich praktizierte Interdisziplinarität sind weitere positive Eigenschaften der Bearbeiterin.

Aika Diesch hat hier eine Forschungsaufgabe übernommen, die nicht nur für Ober-Roden und die hessische Landesarchäologie, sondern weit darüber hinaus von hoher Bedeutung ist. Die Besonderheit des Projektes wird gerade durch die in unterschiedlicher Art und Weise unterstützenden Institutionen deutlich. Die vereinbarte enge Kooperation der Stadt Rödermark, der hessenARCHÄOLOGIE und der Universität Bamberg lässt einen möglichst zügigen und erfolgreichen Abschluss des Projektes erwarten.

Als Inhaber des Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der bayerischen Otto-Friedrich-Universität in Bamberg bin ich den hessischen Projektpartnern für ihr Vertrauen besonders dankbar. Es wäre sehr erfreulich, wenn die Kooperation mit der hessischen Landesarchäologie weiter ausgebaut werden könnte. Sämtliche das Projekt unterstützenden Institutionen werden – davon bin ich überzeugt – von den nun eingeleiteten Forschungen von Frau Diesch profitieren.

Dem Bamberger Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit ist es seit Jahrzehnten ein zentrales Anliegen, Ergebnisse und Arbeitsweise der Archäologischen Wissenschaften auch einer interessierten Öffentlichkeit zu vermitteln. So ist es vorgesehen, dass Frau Diesch sich in Rödermark nicht nur regelmäßig aufhalten wird, sondern durch Vorträge und andere Informationsveranstaltungen sich zusätzlich mit einem gezielten Angebot an die Bevölkerung wenden wird.“

Landesarchäologe Dr. Udo Recker spricht betont die Bereitschaft seiner Behörden, die Stipendiatin zu unterstützen und freut sich über das jetzt schon zu bemerkende Engagement von Aika Diesch: „Die Grundlage zur nachhaltigen Sicherung der durchgeführten Ortskerngrabungen in Rödermark ist deren Auswertung und Publikation. Die adäquate Präsentation wissenschaftlicher Arbeitsweisen und Forschungserkenntnisse ist der hessischen Landesarchäologie ein besonderes Anliegen. Das Ober-Roden-Projekt lässt besondere Erkenntnisse zur mittelalterlichen Aufsiedlung des Raumes und des Einflusses einzelner Herrschaften auf diesen erwarten, die über das lokale Beispiel hinaus von Bedeutung sein werden. Daher hat sich die hessenARCHÄOLOGIE verpflichtet, nach dem erfolgreichen Abschluss des Projekts die daraus resultierende Dissertation von Frau Diesch zu publizieren.

Darüber hinaus unterstützen wir das Projekt derzeit bereits durch die Bereitstellung von technischer Infrastruktur, spezieller Verpackungsmaterialien für die Langfristaufbewahrung sowie durch fachliche, insbesondere auch restauratorische Beratung. Gerade durch letztere wird sichergestellt, dass bereits im Zuge der derzeit von Frau Diesch durchgeführten Reinigungsarbeiten und Umverpackungen diese wichtigen Aspekte berücksichtigt werden.

Besonders erfreulich ist, dass es Frau Diesch gemeinsam mit der Stadt bereits in dieser kurzen Zeitspanne gelungen ist, junge Menschen für die Archäologie und insbesondere die Geschichte ihres Heimatortes zu begeistern. So haben in den Herbstferien zwei Schüler der Oskar-von-Nell-Breuning-Schule im Rahmen eines Sozialpraktikums beim Scherbenwaschen geholfen. Dafür gilt ihnen unser besonderer Dank. Dies gilt umso mehr, als uns die Einbindung der lokalen Bevölkerung in die vielfältigen Aktivitäten der Landesarchäologie stets ein besonderes Anliegen ist. So zeigt sich auch hier und jetzt, dass der von uns bewusst eingeschlagene Weg, das Fundmaterial aus Ober-Roden vor Ort in Rödermark bearbeiten zu lassen, der richtige war und ist. Ein Projekt wie das hiesige wäre ohne die Bereitschaft aller beteiligten Kooperationspartner zur Zusammenarbeit nicht möglich gewesen.“

Dr. Frank Verse, Vorsitzender der KAL, zeigt sich erfreut, dass die Kommission dazu beitragen kann, dass diese für die Landesgeschichte bedeutenden Ortskerngrabungen ausgewertet und veröffentlicht werden können: „Es ist der KAL ein besonderes Anliegen, hier auf diese Weise auch eine junge, hoch motivierte Nachwuchswissenschaftlerin fördern zu können. Dass so viele Institutionen an diesem Projekt mitwirken, zeigt zum einen die Bedeutung des Projektes, zum anderen die zukunftweisende übergreifende Zusammenarbeit.“

Prof. Dr. Egon Schallmayer verweist auf die zu erwartenden neuen Erkenntnisse zur mittelalterlichen Siedlungsgeschichte von Ober-Roden: „Es freut mich, dass mit Frau Diesch eine Wissenschaftlerin als Bearbeiterin für die archäologischen Ausgrabungen in Ober-Roden gefunden werden konnte, die aufgrund ihrer bisherigen Arbeit für das Gesamtthema ‚siedlungs-, wirtschafts- und sozialgeschichtliche Untersuchung aufgrund archäologischer Funde einer Altortgrabung‘ beste Voraussetzungen mitbringt. In ihrer Magisterarbeit, die sie am University College Dublin vorgelegt hat und die mit Auszeichnung bewertet wurde, beschäftigte sie sich mit den Zeugnissen einer frühmittelalterlichen Bevölkerung in dem irischen Ort Rathfarnham und verglich die Merkmale der anthropologischen Überreste mit den historischen und archäologischen Quellen. Dies führte zu einer Bewertung der Lebensweise und der Lebensumstände der Menschen dort während des 7. bis 12. Jahrhunderts. Die Fragen, wie die Menschen in Ober-Roden während dieser Zeit gelebt haben, wie ihre soziale und wirtschaftliche Situation gewesen ist, in welchem siedlungs- , aber auch gesamtgeschichtlichen Kontext diese steht, stellen sich auch hier und werden sich aufgrund der Auswertung der Ausgrabungen, die zwischen 1985 und 1994 im Altort von Ober-Roden stattfanden, sowie aufgrund bereits geleisteter Vorstudien beantworten lassen.

Die Anbindung an den Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg – Prof. Dr. Ingolf Ericsson, mit dem gemeinsam ich die Betreuung der Doktorarbeit übernommen habe –, die Unterstützung durch die hessenARCHÄOLOGIE, durch die KAL und besonders durch die Stadt Rödermark bieten ein außergewöhnlich gutes Arbeitsumfeld, das hervorragende Ergebnisse erwarten lässt.“

Bürgermeister Roland Kern hebt abschließend die Bedeutung der Arbeiten für die Stadtgeschichte hervor, die auch eine identitätsstiftende Wirkung erwarten lasse. „Ich bin mir sicher“, so Kern, „dass die zu Tage geförderten Erkenntnisse bei der Bevölkerung auf großes Interesse stoßen und wahrscheinlich auch Einfluss auf die künftige Stadtplanung insbesondere im Ortskern Ober-Roden haben werden.“

Foto: Aika Diesch und Dr. Frank Verse von der Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen (KAL) unterzeichnen den Vertrag, auf dessen Grundlage Aika Diesch als Stipendiatin in Rödermark wissenschaftlich tätig wird.

Hinten von links: Thomas Becker (Außenstelle Darmstadt der hessenARCHÄOLOGIE, Bezirksarchäologe für Südhessen), Landesarchäologe Dr. Udo Recker, Bürgermeister Roland Kern, Erster Stadtrat Jörg Rotter, Prof. Dr. Egon Schallmayer.

www.familien-blickpunkt.de

Bewertungsberichte

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Ausbeutung in der Archäologie

Kai-Erik Ballak aus Schleswig-Holstein - 11/12/2016 15:49:04

Hurra, mal wieder wird eine Archäologin ausgebeutet und die Verantwortlichen lassen sich dafür auch noch feiern?! So fördert man den wissenschaftlichen Nachwuchs in die Armut. Warum fragt sich niemand, wie die Archäologin in den nächsten zwei Jahren überleben soll? Hier wurde eine auf Sozialhilfeniveau honorierte 2-jährige wissenschaftliche Tätigkeit angeboten, das Vorhaben in den Medien schönfärbend als Stipendium deklariert und die Stipendiatin für zwei Jahre eine Arbeit ohne Arbeitslosen- und Rentenversicherung beschert.
Gut gemacht! So läuft die heutige Ausbeutung von Fachkräften. Und dann erwartet die Stadt Rödermark auch noch wissenschaftliche Ergebnisse?! Schämen sie sich alle dafür!