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Isenburger Politikerin Franziska Schorch wird 1919 erste Gemeinderätin Deutschlands

Isenburger Politikerin Franziska Schorch wird 1919 erste Gemeinderätin Deutschlands

Veröffentlicht: 20/06/2016 von Stadt Neu-Isenburg

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Am 12. November 1918 waren die Neu-Isenburger aufgerufen, einen lokalen Arbeiter und Soldatenrat zu bestimmen. Unter den Gewählten war nur eine einzige Frau – die 41-jährige Anna Margarete Franziska Schorch, geborene Bartel. Für sie begann damit ein langjähriges Engagement im öffentlichen Leben der Gemeinde Neu-Isenburg – zu einem Zeitpunkt, als Frauen in Deutschland noch nicht einmal das Wahlrecht besaßen.

Bei der ersten Gemeinderatswahl in der Weimarer Republik am 17. Juni 1919, das Frauenwahlrecht war inzwischen durchgesetzt, zog Franziska Schorch in den Neu-Isenburger Gemeinderat ein. Sie war Abgeordnete der SPD, die bei der Wahl 11 von 21 Sitzen errang. Die Mutter von zwei Söhnen beteiligte sich gleich in vier Gremien an der Herkulesaufgabe, Neu-Isenburg aus der Not der Nachkriegszeit herauszuführen.

Sie wurde Mitglied in den Kommissionen für soziale Fürsorge, für Einkommensteuer, für die Volksküche und für Gesundheit. Außerdem leistete sie praktische Sozialarbeit. So leitete sie die Neu-Isenburger Volksküche und betreute Kindergruppen bei Erholungs- und Freizeitaufenthalten im Odenwald.

1933 setzten die Nationalsozialisten Franziska Schorchs politischem und sozialem Engagement ein gewaltsames Ende. Einen Tag nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 wurde die 55-jährige kurzzeitig festgenommen. Ihr Amt als Gemeinderätin konnte sie nicht weiter ausüben; dem neu gebildeten Gemeinderat gehörten bald nur noch Nationalsozialisten an. Wenige Monate vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, am 16. April 1939, starb Franziska Schorch im Alter von 62 Jahren.

Frauen in der Kommunalpolitik

Vom kommunalpolitischen Neubeginn nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieben Frauen zunächst ausgeschlossen. Als die Militärregierung 1946 mit dem Bürgerausschuss ein provisorisches Gemeindeparlament einsetzte, waren unter den 12 Mitgliedern keine Frauen. Bei der ersten Gemeinderatswahl im Frühjahr 1948 gelangten dann zwei weibliche Abgeordnete ins Stadtparlament, Käthe Schultz für die SPD und die LDP-Vertreterin Sippel. Bis zu den 1970er Jahren blieben Frauen eine verschwindende Minderheit in der Neu-Isenburger Stadtverordnetenversammlung. Dies änderte sich erst mit der emanzipatorischen Frauenbewegung um 1970.

Bei der Kommunalwahl 1972 stieg die Zahl der Gemeindevertreterinnen immerhin auf fünf, 1977 auf elf. 2001 schließlich waren 40 Prozent der Stadtverordneten weiblich. Bei der Kommunalwahl 2006 brach die Zahl der weiblichen Abgeordneten erneut ein. Zurzeit hat Neu-Isenburg 16 weibliche Stadtverordnete (36 Prozent) – und mit Christine Wagner zum ersten Mal eine Stadtverordnetenvorsteherin. Erika Kimpel und Yvonne Lammersdorf sind Mitglieder des zehnköpfigen Magistrats.

www.familien-blickpunkt.de

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