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Jubiläumsvortrag: Die Blüte des Klosters – Die Seligenstädter Benediktiner Abtei in der Barockzeit
Veröffentlicht: 18/10/2015 von Stadt Seligenstadt
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Der vorletzte und neunte Vortrag der das ganze Seligenstädter Jubiläumsjahr begleitenden Veranstaltungs-Reihe fand am 11. Oktober im Winterrefektorium der ehemaligen Benediktiner Abtei statt. Das Thema Die Blüte des Klosters – Die Seligenstädter Benediktiner Abtei in der Barockzeit, bestimmte die Wahl des Veranstaltungsortes, auch wenn gerne mehr als 100 Zuhörer Platz gefunden hätten. Dr. Friedl Brunkchhorst, als ehemalige Leiterin der Museumsabteilung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen bestens mit dem Seligenstädter Klosteranlage vertraut, nahm das Publikum mit ins 18. Jahrhundert. Die Fachfrau zeichnete eine durchaus ambivalente Sicht auf die Klöster in ihrer Blütezeit nach dem Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts.
Staatsministerin a. D. Dorothea Henzler richtet als Vorsitzende der den Vortrag sponsernden Einhard Gesellschaft Seligenstadt e.V. eingangs das Wort an die Zuhörer. Sie machte mit Blick auf die erfolgreichen Jubiläums-Veranstaltungen und auf einen voll besetzenden Raum den Seligenstädtern ein großes Kompliment. Selbst die Stühle der Musiker des Ensembles der Seligenstädter Kammerphilharmonie unter der Leitung von Cornelia Scholz waren in den Musikpausen durch Vortragsgäste besetzt. Henzler wertete das als sichtbares Zeichen, dass hier „das Leben und Wirken Einhards im Herzen und in den Köpfen lebendig gehalten wird“.
Die Referentin Dr. Friedl Brunckhorts führte in ihrem mit reichlich Bildmaterial unterlegten gut verständlichen Vortrag die baulichen Veränderungen am Seligenstädter Klosterbau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor Augen. Zerstörung und Plünderung im Dreißigjährigen Krieg hinterließen auch hier heftige Spuren, die in der dann folgenden Blütezeit des Klosters ausgewischt wurden. Dies ist bis heute deutlich an der baulichen Barockisierung der mittelalterlichen Anlage zu erkennen, etwa an der Prälatur oder dem Kaisersaal. Durchaus kritisch und auch mit entsprechenden Bildbeispielen untermauert, deutete sie darauf, dass sowohl Ausstattung der Klöster, in Seligenstadt etwa in Form der Orangerie, als auch das Auftreten der Äbte eher fürstlich denn klösterlich anmutete. Klostergemeinschaften waren nahezu alleiniger Bildungs- und Kulturträger der Städte und durch unbezahlte gut ausgebildete Arbeiter aus den eigenen Mönchsreihen florierende Wirtschaftsunternehmen.
In vielen Klöstern lebte es sich wie in mächtigen Ministaaten und die meist ungebildet belassene Bevölkerung wurde auf Tradition, Sitte, Demut und blinden Gehorsam im Namen der Religion eingeschworen. Zumindest in katholischen Territorien bekamen sogar arbeitsfähige Bettler selbstverständlich das tägliche Brot an der Klostermauer, was zu einer durchaus gewollten lethargischen Zufriedenheit führte. Mit der Kurmainzer Aufklärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Stimmen laut, die ganz klar die Zweckmäßigkeit von Klöstern in dieser Struktur in Frage stellten. Auch in Seligenstadt. Die Aufklärer strebten einen neuen Zeitgeist an, forderten Bildung auch außerhalb der Klostermauern und damit automatisch einhergehende freie Gedanken gelenkt von Vernunft und Kritikfähigkeit, statt von blinder Demut und Gehorsam. Mit der Säkula-risierung 1803 kam dann das abrupte Ende der Klöster als autonome Kleinstaaten und wandelte die meisten um in Kunstdenkmäler, so das Resümee von Dr. Friedl Brunckhorst.
Bürgermeisterin Dagmar B. Nonn-Adams bedankte sich bei der Referentin dafür, dass sie die Zeit des Umbruchs, der Neuausrichtung gesellschaftlicher Werte – ein immer aktuelles Thema - so eindrucksvoll dargestellt und der zuweilen übertriebenen Romantisierung des Seligenstädter Klosterlebens entgegengewirkt habe.