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Yes, we can!

Girls Day bei der Feuerwehr mit Bürgermeister Peter Freier Foto: Stadt Offenbach / georg-foto.de

Yes, we can!

Veröffentlicht: 22/04/2019 von Stadt Offenbach

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Gut, eigentlich will er Profifußballer werden, gibt der zehnjährige Natan zu. Aber das Angebot, einen Tag lang in den Beruf eines Erziehers zu schnuppern, war sehr verlockend. Jetzt ist er mit vier anderen Jungs in der Kita Frühligsaustraße und hat schon beim Morgenkreis der Kleinen mitgemacht. „Erst wollte keiner mit mir spielen“, berichtet der zehnjährige Denislav, „und dann alle.“ Männliche Erzieher werden zwar auch händeringend gesucht, sind aber nach wie vor eine Seltenheit. Mathias ist so einer. Mit Anfang Fünfzig hat er sich nach Tätigkeiten als Marktforscher, Musiker sowie einem nicht abgeschlossenen Germanistik-Studium für die Ausbildung zum Erzieher entschieden. „Ich bin über meine Tochter zum Beruf gekommen,“ erzählt er, „denn die Elternarbeit im Kindergarten hat immer viel Spaß gemacht.“ Nun beschäftigt er die Kinder, motiviert sie zum Mitmachen und bringt dabei viele seiner Fähigkeiten und Erfahrungen ein. Dass der Beruf insgesamt langsam eine Aufwertung erfährt, findet er gut und wichtig. Ebenso, dass mehr Männer Mut für diesen Beruf haben sollten.

Schließlich halten sich die gängigen Stereoptype hartnäckig, bestätigt auch Ina Sittmann: „Jungs machen irgendwas mit Technik und Mädchen werden Kindererzieherin“. Die Expertin für Berufsorientierung und Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte koordiniert den Berufstag für Mädchen, den Girls` Day gibt es seit 2001, parallel dazu findet seit 2011 der Boys`Day statt. „Ziel dieses Tages ist es, interessierten Schülern einen Einblick in die Berufswelt jenseits von eingefahrenen Rollenvorstellungen, hier in Offenbach in den Beruf des Erziehers und der Feuerwehrfrau, zu geben.“ Denn neben 31 Plätzen in den Kindertagesstätten des EKO Eigenbetrieb Kindertagesstätten Offenbach, konnten 22 Mädchen Einblick in die umfangreichen Tätigkeiten bei der Berufsfeuerwehr gewinnen.

Bei der Feuerwehr sind körperliche Fitness und Fingerspitzengefühl gefragt

Während die Jungs Ingenieur, Augenarzt, Kinderarzt, Pilot oder eben Profifußballer werden wollen, könnte sich die zwölfjährige Hannah durchaus eine Berufsausbildung bei der Feuerwehr vorstellen. Bei einigen anderen Mädchen sind Berufe wie Anwältin, Zahnärztin oder Schauspielerin hoch im Kurs. „Der Tag heute war spannend“, berichtet sie, „aber es ist auch krass, was man da alles drauf haben muss.“ Körperliche Fitness ist beispielsweise eine unbedingte Voraussetzung. Alexander Habicht von der Abteilung Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz führt eine der drei Gruppen durch die Wache in der Rhönstraße, zu seinen Stationen gehören unter anderem der Fitnessraum sowie der sogenannte Käfig im Keller. Dort müssen sich die Feuerwehrleute einmal im Jahr mit voller Montur, das heißt Schutzkleidung mit Atemluftflasche und etlichem Werkzeug, der Prüfung unterziehen. Da kommen leicht ein paar Kilo zusammen und sperrig ist das manchmal ohnehin. Zum Beispiel, wenn sich die Feuerwehrleute durch Röhren zwängen müssen. „Wir müssen uns gegenseitig helfen“, erklärt Habicht, „der Truppkollege während einer Schicht ist der Partner, mit dem man in den nächsten 24 Stunden gemeinsam durch dick und dünn geht.“

Gleiches gilt auch für das Team des Rettungswagens. „Wir haben hier manchmal Achterbahn im Auto, da muss alles stimmen.“ Denis Rebel steht mit einer weiteren Gruppe elf- und zwölfjähriger Mädchen im Wagen. Auf der Trage liegt eine Versuchspuppe, an der allerhand Kanülen und Schläuche angebracht sind. Bei einem medizinischen Notfall zählt jede Sekunde und Erfahrung, daher ist die Trage von drei Seiten zugänglich, um sofort erste Maßnahmen ergreifen zu können. Das meiste passiert im Stand, erklärt Rebel, die Versorgung während der Fahrt ist eher gefährlich, weil man dann zum Beispiel keine Spritze setzen kann.“ Das leuchtet allen ein.

Nach einem Gang in die Leitstelle, der ersten Adresse für Anrufer, die einen Notruf unter 112 absetzen, gab es mit der Drehleiterfahrt noch ein Bonbon oder eben eine Herausforderung für die Mädchen: In Zweiergruppen ging es auf eine Höhe von 30 Meter, bei der auch zaghafte Naturen mit einer tollen Aussicht belohnt wurden. Befragt nach den Highlights des Tages waren die Antworten ganz eindeutig: Die Drehleiterfahrt, der Atemschutz-Käfig und der Besuch des Bürgermeisters. Peter Freier hatte sich es nicht nehmen lassen, die Girls am Vormittag zu besuchen: „Der Girls und Boys Day ist ein wichtiger Tag, um Sichtweisen zu ändern. Auch wenn ich nicht glaube, dass jetzt alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des heutigen Tages ihren Berufswunsch ändern, gibt er doch ein wichtiges Signal für gesellschaftliche Veränderungen.“

www.familien-blickpunkt.de

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