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Sieben Jahre integrierte Beratungszentren im Kreis Offenbach

von www.Familien-Blickpunkt.de am 11/05/2013 - 17:54 |

Themenfelder: Beruf und Familie, Leben und Gesellschaft

Sieben Jahre integrierte Beratungszentren im Kreis Offenbach

Erfolgsgeschichte regionaler Bündelung der sozialen Beratungsdienste.

Kreis Offenbach - Im Jahr 2006 konnte Sozialdezernent Carsten Müller das erste der drei regionalen Beratungszentren in Dietzenbach für die Kreisregion Mitte gemeinsam mit dem Diakonischen Werk als Partner präsentieren. Es folgten die Zentren in Dreieich-Sprendlingen und Rodgau Nieder-Roden mit den Trägern Paritätische Projektegesellschaft und Caritasverband. Das Beratungszentrum für die Kreisregion Ost verfügt über eine Außenstelle im Seligenstädter St. Josephshaus. Mittlerweile sind die Verträge ausgelaufen und wurden nun verlängert. „Die heutige Verlängerung der Verträge ist die logische Folge einer jahrelangen, erfolgreichen Zusammenarbeit und sichert die Fortführung notwendiger sozialer Leistungen im Kreis Offenbach", machte Carsten Müller bei der heutigen Vertragsunterzeichnung im Beratungszentrum Ost in Rodgau deutlich.

„Wir haben seinerzeit die Beratungszentren ins Leben gerufen, weil wir festgestellt haben, dass gerade Familien oftmals mehrere Problemlagen haben. Deshalb wollten wir feste Anlaufpunkte schaffen und die Angebote bündeln. Zudem können sich die Berater untereinander austauschen und ihr Vorgehen auf die individuellen Bedürfnisse abstimmen", macht Müller deutlich. „Für Familien und Menschen mit mehreren verschiedenen Problemlagen wie beispielsweise Sucht- und Schuldenproblematiken besteht also die Möglichkeit zu kompetenter Unterstützung aus einer Hand, so dass nicht immer wieder eine andere Beratungsstelle aufgesucht werden muss."

Das Netzwerk sozialer Leistungen im Kreisgebiet verfügt heute mit den drei etablierten Beratungszentren über fachlich kompetente Einrichtungen mit hoch motivierten Fachkräften die Familien und Bürgern vor allem bei Fragen und Problemen mit Erziehung, Schulden oder Sucht hilfreich zur Seite stehen. Dazu kommen die Schulsozialarbeit und die Berufswegebegleitung sowie - im Falle des Beratungszentrums Mitte - die Beratung von Menschen, die schon einmal innerhalb der Familie gewalttätig geworden sind. Im Beratungszentrum Mitte gibt es als weitere Besonderheit zudem eine Ehe-, Familien- und Lebensberatung, die als Eigenleistung des Trägers eingebracht ist.

Die Gesamtkosten belaufen sich ab 2013 auf rund 1,54 Millionen Euro, die ganz überwiegend der Kreis Offenbach trägt, „weil wir damit in Familien, das heißt in die Zukunft unserer Region, investieren. Familiäre Schwierigkeiten und Krisen lassen sich mit professionellem Rat eher überwinden und davon profitieren besonders Kinder und Jugendliche, die in ihrer Entwicklung auf Eltern angewiesen sind, die möglichst wenig belastet sind", so Müller. Das Konzept sei in den vergangenen Jahren voll aufgegangen, zieht Müller Bilanz der vergangenen sieben Jahre. „Die Zahlen sprechen hier eine deutliche Sprache." Insgesamt wandten sich seit 2008 rund 13.700 Bürger bei Problemen an die 25 Mitarbeiter der drei Beratungszentren. Allein 2012 waren es 2.786 Menschen die Rat suchten. Das sind 147 mehr als im Jahr 2011. Müller: „Im Detail entfielen auf die Erziehungsberatung 1.099, auf die Schuldnerberatung 1.560 und auf die Suchtberatung 127 neue Beratungsfälle!"

Der leichte Anstieg gegenüber dem Jahr 2011 geht vor allem auf die Nachfrageentwicklung im Bereich der Schuldnerberatung mit einem Plus von 94 Neuberatungen zurück. „Ein Faktor ist hier sicherlich die zunehmende prekäre finanzielle Situation in manchen Familien und das Konsumverhalten einiger Menschen", erläuterte Müller.

Seit 2010 befindet sich das Beratungszentrum Mitte in Dietzenbach im gleichen Haus mit der neuen Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulanz und Tagesklinik der Vitos Klinik Riedstadt. „Mit der neuen Nachbarschaft können die Fachkräfte beider Institutionen bei Bedarf noch enger und innovativ kooperieren. Der ganzheitliche, multidisziplinäre Ansatz der Beratungszentren wird für die Rat suchenden Kinder und Familien so um eine wichtige Schnittstelle erweitert", betont Carsten Müller. „Die neue Lage ist zudem zentral und die Räumlichkeiten deutlich freundlicher als in dem bisher genutzten Gewerbeobjekt in der Max-Planck-Straße."

Die Beratungsfachkräfte unterstützen und kooperieren insbesondere mit Kindertagesstätten, Familienzentren und Stadtteil- und Familienzentren in den kreisangehörigen Gemeinden. In allen drei Beratungszentren wird zudem zusammen mit dem Hebammenprojekt "Keiner fällt durchs Netz" eine monatliche Hebammensprechstunde angeboten. Weitere Leistungsangebote, die teilweise durch die Träger aus Eigenmitteln finanziert werden, sind die Ehe-, Familien- und Lebensberatung, die Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatung, die Beratung bei Gewalt sowie verschiedene präventive Projekte. „Ein Trend ist, dass vor allem die Prävention einen zunehmend bedeutenden Stellenwert in der Arbeit der Zentren einnimmt", erklärt Müller.

Wie wichtig die Beratungszentren sind zeigen auch die jüngsten Zahlen des Schuldneratlasses 2012 der Creditreform. Knapp 8,96 Prozent der Bevölkerung im Kreis Offenbach oder 25.500 Menschen über 18 Jahre waren im Jahr 2012 überschuldet. Die Überschuldung ist 2012 damit gegenüber 2011 wieder leicht um 0,13 Prozent angestiegen. Jedoch hatte sie im Jahr 2007 auch schon mal bei 11 Prozent gelegen. Bundesweit lag die Quote 2012 sogar bei 9,5 Prozent.

Die Auslöser von Überschuldung unterscheiden sich bundesweit nach dem Alter der Betroffenen, wie Untersuchungen der Creditreform zeigen. Jüngere Menschen geraten am häufigsten durch Arbeitslosigkeit und unwirtschaftliche Haushaltsführung, Menschen mittleren Alters durch Trennung oder Scheidung sowie durch eine gescheiterte Selbständigkeit in die Schuldenfalle. Für ältere Menschen kommen gesundheitliche Probleme wie Erkrankung und Sucht hinzu und bei den über 65-Jährigen zeigt sich, dass Überschuldung auf mehrere Auslöser zurückzuführen ist. Arbeitslosigkeit ist allerdings mit großem Abstand der häufigste Hintergrund von Überschuldungsprozessen. Müller: „Aus diesem Grund kooperieren unser kommunales Jobcenter ProArbeit und die Beratungszentren insbesondere in den Bereichen Überschuldung und Suchterkrankung besonders eng." Doch selbst ein fester Job reicht manchmal nicht mehr aus, finanziell über die Runden zu kommen. „Die Zahl der Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, bei denen das erzielte Einkommen für den Lebensunterhalt nicht ausreicht und aufstockende Sozialleistungen notwendig werden, hat leider auch im Kreis Offenbach in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen", ergänzt Müller. „Aktuell gibt es im Kreis trotz boomender Konjunktur 4.700 sogenannte Aufstocker. Das sind fast rund 32 Prozent aller Hartz-IV-Bezieher. Dies ist für mich der Beweis, dass der flächendeckende Mindestlohn überfällig ist."

Bei der Bewältigung des großen Andrangs in der Schuldnerberatung setzt das Diakonisches Werk als kreisweiter Träger der Schuldnerberatung in allen drei Beratungszentren auf offene Sprechstunden und Gruppenerstberatung aber auch dem Einsatz von ehrenamtlichen Helfern in der Verwaltung. Müller: „Dadurch konnte die Wartezeit für das erste Beratungsgespräch auf durchschnittlich 14 Tage reduziert werden."

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