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Job-Parcours simuliert Arbeitsalltag
von www.Familien-Blickpunkt.de am 27/08/2015 - 09:41 |
Themenfelder: Beruf und Familie, Leben und Gesellschaft
Kreis Offenbach - „Wir wollen die Menschen so nah wie möglich an die Wirklichkeit und bestimmte Abläufe in einem Unternehmen heranführen. Deshalb simulieren wir auf dem Job-Parcours ein bestimmtes Arbeitsumfeld und bestimmte Arbeitssituationen“, betont der Sozialdezernent des Kreises Offenbach, Carsten Müller, beim Besuch eines neuen Trainingscenters in Kelsterbach, den die Pro Arbeit des Kreises Offenbach zusammen mit den Jobcentern der Stadt Offenbach sowie der beiden Kreise Groß-Gerau und Bergstraße betreibt. Die Schulungen selbst führt die Firma „gaetan data GmbH“ durch. Das Unternehmen bildet seit rund 17 Jahren unter anderem Fachpersonal für die Bereiche Flugzeug-, Passagier-, Fracht- und Gepäckabfertigung aus.
Menschen, die mehrere Jahre arbeitslos waren und nicht mehr in ihren alten Job zurückkönnen, werden in dem neu errichteten Schulungszentrum mehrere Monate lang auf einen normalen Arbeitstag vorbereitet. „Und zwar mit allem, was dazugehört. Das geht vom regelmäßigen Erscheinen, über Pünktlichkeit, das Einhalten von Pausen bis hin zu ganz konkreten Arbeitsschritten, die routinemäßig zu beachten sind“, schildert Müller die Vorgehensweise im Job-Parcours. So üben beispielsweise an einer Stelle Langzeitarbeitslose unter realistischen Bedingungen, wie ein Check-In oder eine Sicherheitskontrolle funktionieren, nebenan wird das Beladen eines Fliegers simuliert. Wieder andere Kursteilnehmer erfahren, was im Detail bei der Arbeit in einem Call-Center zu beachten ist.
„Wichtig ist uns vor allem die Praxisnähe. Die Teilnehmer am Job-Parcours wissen am Ende ganz genau, was sie an ihrem neuen Arbeitsplatz erwartet. Damit nehmen wir ihnen auch ein Stück Unsicherheit und Angst“, macht Müller deutlich. „Denn sie verfügen schon über ein Stück Arbeitsroutine und wissen exakt was zu tun ist, wenn sie etwa hinterher im Logistikbereich eines Flughafens anfangen.“ Zu Beginn der Maßnahme werden zusammen mit den Trainern verschiedene Berufsmöglichkeiten besprochen, die während der anschließenden Praxisphase alle ausprobiert werden. Maximal 400 Stunden lang wird jeder Langzeitarbeitslose auf einen zukünftigen Job vorbereitet. Einige erhalten sogar eine Fachsprachenschulung, wenn dies für ihren späteren Arbeitsplatz notwendig erscheint.
„Meist stellt sich schnell heraus, wer für welche Arbeit geeignet ist. Zudem unterstützen wir jede einzelne Bewerbung. Die Teilnehmer haben außerdem die Möglichkeit, sich direkt bei verschiedenen Arbeitgebern im Umfeld des Flughafens vorzustellen, die auch an der Konzeption der jeweiligen Parcours-Stationen beteiligt sind. Das ist wichtig, um die größtmögliche Praxisnähe zu gewährleiten. So haben wir etwa zusammen mit Experten einen Gepäckabfertigungsbereich nachgebaut, an dem die Langzeitarbeitslosen üben. Alles in allem erhöhen wir so die Einstellungschancen jedes einzelnen Teilnehmers erheblich“, so Müller weiter.
21 der aktuell rund 60 Kursteilnehmer stammen derzeit aus dem Kreis Offenbach, der sich mit rund 270.000 Euro an den aktuell veranschlagten Gesamtkosten von etwa 780.000 Euro pro Jahr beteiligt. Für den Sozialdezernenten gut angelegtes Geld. Denn allein zwischen Mai und Juli dieses Jahres wurden bereits neun Kursteilnehmer in sozialversicherungspflichtige Jobs vermittelt. Sechs von ihnen stammen aus dem Kreis Offenbach. „Durch den direkten Praxisbezug, das Nachstellen eines bestimmten Arbeitsbereichs sowie das konsequente Einüben ganz konkreter Arbeitsschritte haben hinterher auch Menschen eine Chance auf Arbeit, die wir ansonsten nur sehr schwer vermitteln könnten“, sagt Müller abschließend. „Der Job-Parcours trägt damit letztlich zu einem Stück Chancengerechtigkeit innerhalb unserer Gesellschaft bei. Das ist mir wichtig!“
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