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„Vorsorge ist das beste Mittel gegen Krebs"

von www.Familien-Blickpunkt.de am 06/02/2012 - 11:07 |

Themenfelder: Beruf und Familie, Leben und Gesellschaft

„Vorsorge ist das beste Mittel gegen Krebs"

Auftaktveranstaltung der Hessischen Krebspräventionsinitiative 2012 im Biebricher Schloss.

Wiesbaden (hsm) - Zu einer stärkeren Nutzung der Krebsvorsorge ruft der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner die Menschen in Hessen auf. „Vorsorge ist das beste Mittel gegen Krebs, je früher eine Erkrankung oder deren Vorstufen erkannt werden, desto effizienter kann dagegen vorgegangen beziehungsweise können akute Erkrankungen komplett vermieden werden. Leider nehmen trotz der weit verbreiteten Angst, selbst an Krebs zu erkranken, immer noch zu wenige Menschen die Möglichkeit von Vorsorgeuntersuchungen wahr“, betonte Grüttner in Wiesbaden anlässlich der Auftaktveranstaltung zur Hessischen Krebspräventionsinitiative.

Nach Schätzungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung ist es nur fast jede zweite Frau. Als wahre Vorsorgemuffel entpuppen sich die Männer: Nur jeder fünfte Mann nimmt die Vorsorgeuntersuchungen wahr. Besonders alarmierend sei aber auch die Zurückhaltung junger Menschen bis 29 Jahre. „Die Vorsorgerate bleibt leider deutlich hinter dem zurück, was optimal wäre“, bedauerte der Sozialminister. Die Gründe seien vielfältiger Natur: „Unwissenheit aber auch Angst, Scham oder ganz einfach der ‚innere Schweinehund‘ halten die Menschen ab, sich für entsprechende Vorsorgebehandlungen zu entscheiden“.

Laut dem Hessischen Gesundheitsbericht lebten 2009 in Hessen knapp 240.000 Menschen mit der Diagnose Krebs. Bundesweit sind im Laufe ihres Lebens rund 38 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer betroffen – und die Zahlen sind steigend, bedingt unter anderem durch den demographischen Wandel sowie durch den individuellen Lebensstil.

Um für diese Thematik zu sensibilisieren, haben das Hessische Sozialministerium, die Hessische Krebsgesellschaft und die Stiftung Leben mit Krebs das Jahr 2012 ins Zeichen der Krebs-Prävention gestellt. Unter dem Motto „Du bist kostbar – Hessen gegen Krebs“ werden alle Präventionsaktionen für 2012 gebündelt. Zusammen mit der Landesärztekammer, der Landesapothekerkammer, den Krebsselbsthilfegruppen, dem Landfrauenverband, dem Landessportbund, den Krankenkassen und Kommunen werden das Hessische Sozialministerium, die Hessische Krebsgesellschaft und die Stiftung Leben mit Krebs Aktionen anbieten, die die Motivation, an der Krebsvorsorge teilzunehmen, erhöhen sollen. Dazu gehören Schwerpunktaktionen zur Vorsorge bei Darmkrebs, Hautkrebs und Brustkrebs, außerdem sogenannte Querschnittsthemen wie Ernährung und Bewegung, die positive Effekte in allen Bereichen der Prävention bewirken.

„Wir haben uns das feste Ziel gesetzt, mit der von der Stiftung Leben mit Krebs unterstützten landesweiten Kampagne die Menschen in Hessen nachhaltig über das Thema Prävention gegen Krebs zu informieren und zu Eigenleistungen für die eigene Gesundheit zu motivieren. Vorbeugen ist, auch aus chirurgischer Sicht gesehen, tausendmal besser, als operiert zu werden“, erklärte Prof. Dr. med. Karl-Heinrich Link, Chefarzt und Direktor des Chirurgischen Zentrums der Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden und Vorsitzender der Hessischen Krebsgesellschaft e.V.

Auch Prof. Dr. med. Elke Jäger, Chefärztin und Ärztliche Direktorin der Klinik für Onkologie und Hämatologie am Krankenhaus Nordwest sowie Vorstandsmitglied der Stiftung Leben mit Krebs, unterstrich die Bedeutung eines gesundheitsbewussten Lebensstils: „Als Onkologin und Mitglied des Vorstandes der Stiftung Leben mit Krebs begrüße ich diese Initiative aus gesundheitspolitischer Richtung außerordentlich. Gesundheitsbewusstes und bewegungsreiches Leben stellt gegenüber den häufigen Krebserkrankungen nach heutigen Erkenntnissen die wichtigste Präventionsmaßnahme dar, gefolgt von Nikotinverzicht und Berücksichtigung geeigneter Ernährungsweisen. So sehe ich es als wichtige Aufgabe an, vor allem die jüngeren Generationen nicht nur umfangreich über die Risiken von Krebserkrankungen zu informieren, sondern konkrete Anleitungen zu geeigneten Präventionsmaßnahmen zu geben, um in Zukunft die Inzidenz dieser immer noch bedrohlichen Erkrankungen wirksam zu senken.“

Zur Auftaktveranstaltung der Hessischen Krebspräventionsinitiative waren etwa 150 geladene Gäste ins Biebricher Schloss gekommen. Neben dem Schirmherrn, Sozialminister Grüttner, sprachen dort namhafte Expertinnen und Experten der beteiligten Vereine und Stiftungen, unter anderem des Deutschen Krebsforschungszentrums, der Deutschen Krebsgesellschaft sowie der Frankfurter Goethe-Universität. Fachvorträge hielten Prof. Dr. Karen Steindorf vom Deutsches Krebsforschungszentrum und Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer, Leiter der Abteilung Sportmedizin der Goethe-Universität Frankfurt.

„Wir haben bereits viele Fortschritte in der Behandlung von Krebs gemacht – nun gilt es, Fortschritte in der Prävention zu machen“, sagte Prof. Dr. rer. nat. Karen Steindorf vom Deutschen Krebsforschungszentrum in ihrem Fachvortrag. „Eine wichtige Rolle spielt hier auch das, was jede und jeder täglich für sich tun kann: zum Beispiel eine gesunde, also vielfältige, fettarme sowie vitaminreiche Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Nikotin- und reduzierter Alkoholkonsum.“

In seinem Vortrag zum Thema „Sport in der Krebstherapie“ betonte Prof. Dr. Dr. Banzer das Potenzial von Bewegung und körperlicher Aktivität im Rahmen der Erkrankung, Therapie und Rehabilitation. „Die Effekte reichen von Verbesserungen der körperlichen Leistungsfähigkeit, der psychischen Befindlichkeit und Lebensqualität bis hin zu Reduktionen der Therapienebenwirkungen, insbesondere der Fatigue-Symptomatik. Eine aktuelle Untersuchung unserer Arbeitsgruppe zeigt allerdings, dass trotz dieses Kenntnisstandes ein Großteil der Betroffenen darüber nur unzureichend informiert ist.“ Das Projekt „Sport und Krebs“ unter Leitung von Prof. Banzer in Kooperation mit dem Krankenhaus-Nordwest und der Stiftung Leben mit Krebs ziele auf eine Optimierung und Flächendeckung der Informations-, Beratungs- und Bewegungsangebote für onkologische Patienten im Rhein-Main-Gebiet.

Im Anschluss an die Fachvorträge diskutieren Betroffene aus den Bereichen Kunst und Sport mit Vertretern der Hessischen Krebsgesellschaft und des Hessischen Sozialministeriums.

Auf einem Markt der Möglichkeiten zum Thema „Leben mit Krebs“ präsentierten sich die Hessische Krebsgesellschaft e.V., die Stiftung Leben mit Krebs, das Projekt „1.000 Mutige Männer für Offenbach“, die Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V., der Landfrauenverband Hessen e.V., die Susan G. KOMEN Deutschland e.V. und die Deutsche ILCO e.V. Im Rahmenprogramm wurden zudem Exponate der kürzlich im Wiesbadener Rathaus eröffneten Ausstellung „Kunst zum Leben“ von betroffenen Künstlern gezeigt; zwischen den Vorträgen präsentierte sich eine Tanzsportgruppe, in der Krebspatienten mit ihren Partnern aktiv sind.

Brustkrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs sind in Hessen als Neuerkrankungen die häufigsten Krebsarten bei Frauen. Männer erkranken zumeist an Prostatakrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs. Bei den rund 140 Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren, die in Hessen jährlich neu erkranken, sind Leukämien und Hirntumore sowie Lymphknotenkrebs am verbreitetesten. Zwar liegen die Heilungsraten hier bei 80 Prozent – dennoch ist Krebs immer noch die zweithäufigste Todesursache bei Kindern.

Die Hessische Krebspräventionsinitiative 2012 umfasst unter anderem folgende Aktionen:

Schwerpunkt Darmkrebs – 1000 MUTIGE MÄNNER für Offenbach:

„1000 mutige Männer für Offenbach“ ist eine Aktion zur Darmkrebsprävention. Mit dieser Aktion wird das erfolgreiche „1000-mutige-Männer-Format“ fortgeführt – beim Pilotprojekt in Mönchengladbach stieg die Inanspruchnahme der Vorsorgekoloskopien um 7,3 Prozent.

So funktioniert „1000 mutige Männer“: In Marktforschungsstudien wurde festgestellt, dass gerade bei der Darmkrebsprävention psychologische und soziale Faktoren wie Angst und Scham große Barrieren darstellen. Um sie zu überwinden, reicht es nicht, nur mit den Betroffenen zu sprechen. Die Marktforschung hat ergeben, dass das Umfeld eine überragende Rolle bei der Motivation spielt. Allen voran die Lebenspartner, Hausärzte, aber auch das weitere Umfeld – Freunde, Vereinskameraden, Kollegen, Gemeindemitglieder. Also gilt es, diese aktiv in den Prozess einzubeziehen. Zusammen mit lokal bekannten Prominenten werden alle gesellschaftlich relevanten Institutionen der Stadt – unter anderem Hausärzte, Vereine, Arbeitgeber, Medien, Geschäftsleute, Kirchen – aktiviert, um ihr Umfeld zum Arztbesuch zu ermutigen.

In Offenbach wird die Aktion drei besondere Schwerpunkte aufweisen: Nach der Eröffnungsveranstaltung am 24. März 2012 im Ratenhaus Offenbach wird bis zum Juli die individuelle Krebsvorsorge im Vordergrund stehen. Ab Mitte August sollen verstärkt die großen Arbeitgeber Offenbachs einbezogen werden, um ihre Mitarbeiter zur Prävention zu motivieren. Die dritte Säule wird das Thema „Prävention durch Sport und Bewegung“ darstellen. Die Startveranstaltung findet passenderweise im Stadion der Offenbacher Kickers statt. Nach fast genau 12 Monate wird dann im März 2013 Bilanz gezogen: Wie viele Männer und Frauen haben an der Aktion teilgenommen?

Die Aktion „1000 mutige Männer für Offenbach“ wird von der hessischen Krebsgesellschaft und der Barmer GEK getragen und zusammen mit dem Hessischen Sozialministerium organisiert.

Schwerpunkt Hautkrebs

Der Mai 2012 ist der internationale Hautkrebsmonat. Folgerichtig fällt der Schwerpunkt Hautkrebs in die anschließenden Sommermonate und wird hessenweit durchgeführt. Hierbei werden zum Beginn der Badesaison über die Apotheken in Hessen UV-Pflaster an die Bürgerinnen und Bürger ausgegeben, die durch Farbveränderung signalisieren, wann man die Sonne wieder verlassen sollte, respektive Sonnenschutz einsetzen sollte. Von besonderer Bedeutung ist hier die Unterstützung durch die Landesapothekerkammer. Im Fokus stehen vor allem die Jüngeren. Aufklärung für Eltern von Babys und Kindern, zum Beispiel am Kinderpräventionstag am 1. Juni, wird genauso stattfinden wie die direkte Ansprache von Jugendlichen. Eine weitere Zielgruppe sind Menschen, die vornehmlich im Freien arbeiten.

Schwerpunkt Brustkrebs

Im Herbst folgt der Schwerpunkt Brustkrebs. An Brustkrebsmodellen des Landfrauenverbands soll zusammen mit Ärztinnen des Ärztinnenbunds das Abtasten als erste Früherkennungsmethode im Rahmen der lokalen Veranstaltungen des Landfrauenverbands geübt werden. Mit weiterer Unterstützung der Landesärztekammer Hessen stehen außerdem im Rahmen verschiedener Veranstaltungen das Mammographiescreening sowie Bewegungs- und Ernährungsprogramme im Mittelpunkt des Projekts. Es wird von der AOK Hessen, der Frauenselbsthilfe nach Krebs und dem Landfrauenverband getragen und zusammen mit der hessischen Krebsgesellschaft und dem Hessischen Sozialministerium organisiert.

1. Deutsches Sportfest für Krebspatientinnen und -patienten 2012

Am 25. August 2012 findet in Wiesbaden das „1. Deutsche Sportfest für Krebspatienten“ im Rahmen der hessischen Gesundheitstage statt. Eine Veranstaltung, wie es sie in dieser Art in Deutschland noch nie gegeben hat. Eingeladen sind die über 650 deutschen Krebssportgruppen, Fachärzte, zahlreiche Experten und natürlich alle interessierten Krebspatienten und deren Angehörige. Veranstalter ist die Stiftung Leben mit Krebs e.V.

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