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Eckdaten für das Leitbild Mobilität stehen fest

von www.Familien-Blickpunkt.de am 02/12/2015 - 10:08 |

Themenfelder: Leben und Gesellschaft

Eckdaten für das Leitbild Mobilität stehen fest

Kreis Offenbach - Mitte November hat das fünfte Mobilitätsforum stattgefunden. Damit wurde im Leitbildprozess ein Etappenziel erreicht und der Staffelstab quasi weitergegeben. „Für uns heißt das“, erläutern Landrat Oliver Quilling und Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger, „den Wechsel von der konzeptionellen in die Umsetzungsphase zu vollziehen, hier sind wir ab 2016 praktisch gefordert.“

Seit Mai 2013 wurden in zahlreichen Werkstätten, bei Kreisbereisungen und nicht zuletzt auf den fünf Foren die unterschiedlichen Aspekte der Mobilität aus Sicht der verschiedenen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer ausführlich beleuchtet, mit dabei auch die Gesellschaft für Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region Frankfurt RheinMain mbH (ivm). Ziel war ein ganzheitlicher Ansatz bis in das Jahr 2030, denn verkehrspolitische Entscheidungen haben oftmals lange Plan- und Umsetzungsphasen. So wird es beispielweise noch einige Jahre dauern, bis die Regionaltangente West (RTW) Realität wird, ein Projekt, das bereits seit 1999 im Gespräch ist.

Fest steht, dass der Kreis Offenbach bereits über eine Verkehrsinfrastruktur auf sehr hohem Niveau verfügt. „Diese muss allerdings gesichert und zukunftsgerecht fortgeschrieben werden“, so der Landrat und die Erste Kreisbeigeordnete weiter, „außerdem, auch da sind wir uns einig, ist Mobilität weit mehr als Bau und Unterhalt von Verkehrsanlagen, man denke nur an die Möglichkeiten, die die digitale Vernetzung bietet. „Vor diesem Hintergrund haben wir mit den Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Verkehr und den Kommunen“, so Professor Jürgen Follmann, „Ziele entwickelt und Handlungsfelder definiert.“ „Über allem“, ergänzt Landrat Oliver Quilling, „stehen die kreisstrategischen Ziele: Ausbau der Zukunftsfähigkeit, Verbesserung der Lebensqualität, Schaffen von gleichwertigen Lebensbedingungen überall und die Maxime der Wirtschaftlichkeit.“

Insgesamt wurden mehrere Handlungsfelder definiert, die teilweise eng miteinander verzahnt sind. Ganz oben steht langfristig die Beseitigung von den beiden gravierendsten Engpässen in der Infrastruktur auch für unseren Kreis: Die A3 auf dem Teilstück Frankfurt Süd - Hanau und der S-Bahn-Tunnel Frankfurt. Entsprechend gilt es auch, die Störanfälligkeit auf Straße und Schiene konsequent zu beseitigen und beispielsweise über Ausweichlösungen nachzudenken. „Es macht wenig Sinn“, so Professor Follmann, „für den öffentlichen Personennahverkehr zu plädieren, wenn es keine vernünftigen Alternativen gibt, die im Falle einer Störung die Menschen tatsächlich zum Zielort bringen. Dazu müssen wir ÖPNV-Knotenpunkte definieren, von denen man im Fall von Störungen weiterkommt und dazu wäre es hilfreich, analog zu dem Verkehrsstauüberblick auf den Straßen bei Google Maps ein vergleichbares Angebot für den ÖPNV zu schaffen. Darüber hinaus muss konkret darüber nachgedacht werden, wo ein Vorrang des öffentlichen Personennahverkehrs geboten ist.“

Nächstes wichtiges Handlungsfeld ist die Stärkung der Nahmobilität. Hier stehen Fuß- und Radwege im Mittelpunkt. Gerade das Fahrrad erlebt eine Renaissance und wird zunehmend nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Alltagsverkehr genutzt, gerade bei Strecken unter fünf Kilometern. Darum sollte das besondere Augenmerk darauf liegen Achsen zu schaffen, beispielsweise zwischen der S-Bahn und Schulen oder den Gewerbestandorten. Dazu erforderlich ist ein konsequentes Audit mit dem Schwerpunkt Radverkehr. Aus der Arbeit im Mobilitätsforum und dem Runden Tisch Radverkehr kristallisieren sich weitere Wünsche heraus wie eine Radverbindung mit hohem Qualitätsstandard zentral durch den Kreis von West nach Ost zu führen, die Städte und Gemeinden des Kreises durch Radverkehrsanalagen entlang klassifizierter Straßen zu verbinden, durch ausgewiesene Querungsstellen Straßen gefahrlos passieren zu können und sichere Abstellmöglichkeiten für das Fahrrad zu schaffen. „Hier suchen wir derzeit fünf Modellkommunen“, so Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger, „die bereit wären, eine entsprechende Abstellanlage mit hohem Sicherheitsstandard zu installieren, die zugleich auch über das Internet jederzeit und zu unterschiedlichen Abstelldauern direkt gebucht werden kann.“

Unstrittig ist ebenfalls, dass die Mobilitätsangebote immer enger vernetzt werden müssen, so dass der Wechsel zwischen einzelnen Verkehrsmitteln erleichtert wird. Hier sind mit dem Mobilitätsangebot ‚flinc‘ das Mitfahrernetzwerk oder den einzelnen geplanten intermodalen Schnittstellen – wie die per App buchbaren Fahrradboxen am Bahnhof in Dietzenbach oder in Dreieich-Buchschlag – schon erste Akzente gesetzt. Die bedeutenden intermodalen Schnittstellen mit Anschlusssicherheit werden derzeit herausgearbeitet und mit dem neuen Nahverkehrsplan 2016 abgestimmt. Ein ganz wichtiges Handlungsfeld ist die Weiterentwicklung der Verwaltungsstrukturen. „Hier wäre es wünschenswert“, so Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger, „dauerhaft eine Verwaltungseinheit Mobilität einzurichten, über die alle Aktivitäten zur verkehrlichen Infrastruktur gebündelt und abgestimmt würden. Dazu gehört die Vervollständigung der Grundlagendaten, die Weiterentwicklung von Kommunikationsinstrumenten wie beispielsweise der Runde Tisch Radverkehr, die Arbeitsgemeinschaft Verkehrslenkung oder der Expertenbeirat zur Begleitung der Umsetzung des Nahverkehrsplans 2016, die Zusammenführung des Expertenwissens, das Definieren von Qualitätsstandards und das Anpassen der baulichen Rahmenbedingungen.“

Einen ganz besonderen Stellenwert hat auch die Partizipation und Kommunikation. Darum sollen auch die Mobilitätsforen und Werkstätten fortgesetzt werden. „Für uns ist es ganz wichtig“, so Landrat Oliver Quilling, „dass die politischen Gremien, die Bevölkerungsgruppen, Wirtschaftsunternehmen, Schulen und Vereine sich dauerhaft an der Ausgestaltung und der praktischen Umsetzung dieses Leitbildes beteiligen. Denn Mobilität ist ein breitgefasstes Thema, das fast alle Bereiche des Alltags betrifft, und das aus sehr vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden muss. Vor diesem Hintergrund haben wir auch in diesem Jahr den Kreis im Westen mit dem Fahrrad bereist und uns so sehr schnell ein Bild davon gemacht, was verbessert werden muss, was aber auch bereits gut läuft. Diese Bereisungen sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Dazu gehört auch der öffentliche Busverkehr, denn hier gibt es ebenso wie beim Radverkehr vermutlich viele Unebenheiten, die man aber erst erkennt, wenn man selber in der Situation der Betroffenen ist.“

„Ein wesentlicher Baustein bei der Umsetzung des Leitbildes ist der Nahverkehrsplan“, erläutert Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger, „der im Aufsichtsrat der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach mbH (kvgOF) verabschiedet wurde und jetzt dem Kreistag zur Entscheidung vorliegt.“ Auch war es wichtig, alle Beteiligten in den Prozess einzubeziehen, der professionell von der Firma Metron Verkehrsplanungs AG aus der Schweiz begleitet wurde. „Drei Regionalkonferenzen, zehn Beiratssitzungen mit zwei Workshops, drei Kundenforen, Kreisbereisungen und mehr als 25 bilaterale Gespräche wurden geführt“, bilanziert Andreas Maatz, Geschäftsführer der kvgOF, „es wurde viel diskutiert und wir kamen auch nicht immer zu einvernehmlichen Ergebnissen. Doch auch ein Nahverkehrsplan lebt und darf nicht in Beton gegossen sein. Darum erfolgt die Detaillierung in weiteren Arbeitsschritten.“

Als Herz des Plans wurde ein Hauptliniennetz definiert. Empfehlungen für die sinnvolle Anbindung von Stadtbusverkehren sind enthalten. Zur Verdeutlichung wurde für jede Kommune ein Steckbrief erstellt, in dem der zukünftige Verlauf der Buslinien festgehalten und mit den wichtigsten Neuerungen erläutert wird, so dass Veränderungen auf einen Blick zu erkennen sind. „Eine mögliche Neuerung, die vermutlich schon Ende 2016 in den Probebetrieb gehen könnte“, berichtet der Geschäftsführer, „ist die Einrichtung einer Busverbindung zwischen dem Kreis Offenbach und Aschaffenburg. Hier liegt sogar schon ein Fahrplanvorschlag vor. Weitere Optionen sind die Beschleunigung des ÖPNV, eventuell auf der Kreisquerverbindung und der ÖPNV-Masterplan „AirportCity“, der mit neun Projektpartnern diskutiert wird, darunter auch der RMV und die Fraport. Wichtig ist ebenfalls der barrierefreie Ausbau der Haltestellen, der aktuell in Form eines Haltestellenausbaukonzeptes für den Kreis Offenbach entwickelt wird. Hier könnten Maßnahmen gebündelt werden, um Fördergelder zu generieren. Aber vieles ist noch im Fluss.“

Der Leitbildprozess hat nicht nur Handlungsfelder definiert. In den vergangenen zwei Jahren hat es auch schon eine ganze Reihe von praktischen Umsetzungen gegeben. So wurde bereits der Schülerradroutenplaner umgesetzt, ‚flinc‘ als Mitnahmeportal ins Leben gerufen, intermodale Verknüpfungspunkte definiert, Kreisverkehre und Fahrradstraßen neu eingerichtet, die Radverkehrsverbindung zum Flughafen in die Weiterentwicklung eingebracht und weitere barrierefreien Haltestellen wie in Obertshausen und Seligenstadt geschaffen. „Von besonderer Bedeutung ist auch das Sicherheitsaudit für die Straßeninfrastruktur bei anstehenden Planungs-, Erhaltungs- und Baumaßnahmen. Hierzu hat der Kreis Offenbach einen Mitarbeiter der kvgOF eigens als Auditor qualifiziert, der nicht nur die Planung von Kreismaßnahmen begleitet, sondern der auch den 13 kreisangehörigen Kommunen gerne beratend zur Seite steht, wenn es darum geht, sicherheitsrelevante Fragestellungen im bestehenden Verkehrsnetz oder bei der Planung zu erörtern. Ebenso sollen verkehrsbehördliche Anordnungen in der Zuständigkeit des Kreises auf den klassifizierten Straßen einbezogen werden.

„Mit dem Abschluss des fünften Mobilitätsforums“, so Landrat Oliver Quilling abschließend, „beginnt nun die Phase der Umsetzung, und auch dies soll wieder gemeinsam mit allen Beteiligten geschehen. Für 2016 stehen neben verschiedenen Themen-Werkstätten darum auch weitere Kreisbereisungen mit dem Rad und dem Bus auf dem Programm, um Schwachstellen aufzuspüren und wenn es geht zu beseitigen. So haben wir unter dem Leitbildprozess beispielsweise nach dem Sicherheitsaudit den Umbau der K185 neu ins Visier genommen und nach unserer Radtour im Sommer im Westkreis in Dreieich wurden die Gespräche zur verbesserten Radverkehrsanbindung des Kreises an den Flughafen mit den Veränderungen rund um das Terminal 3 intensiviert. Es gibt noch viel zu tun, aber wir werden es anpacken, damit die Mobilität im Kreis Offenbach dauerhaft zu einem herausragenden Markenzeichen wird.“

Das Leitbild wird in schriftlicher Form Anfang des neuen Jahres verfügbar sein.

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