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Zukunftsorientierte Schülerbeförderung im ÖPNV

von www.Familien-Blickpunkt.de am 15/02/2012 - 14:41 |

Themenfelder: Beruf und Familie, Leben und Gesellschaft

Zukunftsorientierte Schülerbeförderung im ÖPNV

Kreis Offenbach - Die Schülerbeförderung mit Bus und Bahn ist nach wie vor traditioneller Aufgabenbereich der Verkehrsgesellschaften. Da das Fahrgastaufkommen von Schülerverkehr und Berufsverkehr in die gleichen Zeitschienen fällt, resultieren daraus oft Kapazitätsprobleme. „Um hier zu optimieren", erklärt die Aufsichtsratsvorsitzende der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach mbH (kvgOF), Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger, „müssen zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden. Dazu gehören unter anderem der demografische Wandel und die veränderte Unterrichtsorganisation. Mit Blick auf die notwendigen öffentlichen Mittelzuweisungen müssen außerdem Fragen erörtert werden wie beispielsweise die Abstimmung zwischen Schulträger und ÖPNV über Schulanfangs- und Schulendzeiten, gegenseitige frühzeitige Information über geplante Veränderungen, Einbindung der ÖPNV-Strukturen in die Schulentwicklungsplanung sowie Abstimmung von Leistungsangebot und Leistungsvermögen. Vor diesem Hintergrund hat der Aufsichtsrat der kvgOF im Juni 2008 beschlossen, Professor Dr. Jürgen Follmann, Spezialist für das Verkehrswesen von der Hochschule Darmstadt, mit der Erarbeitung eines Konzeptes zur zukunftsorientierten Schülerbeförderung im ÖPNV zu betrauen."

In einem ersten Schritt wurden das östliche und mittlere Kreisgebiet mit den Kommunen Dietzenbach, Hainburg, Heusenstamm, Mainhausen, Obertshausen, Rodgau, Rödermark und Seligenstadt untersucht und die Ergebnisse im Mai 2010 der Öffentlichkeit vorgestellt. Jetzt liegen auch die Resultate aus den vier Kommunen des Westkreises, Dreieich, Langen, Mühlheim und Neu-Isenburg vor, in Egelsbach gibt es keine weiterführende Schule. In diesem Teilgebiet mit knapp 150.000 Einwohnerinnen und Einwohnern gibt es zehn weiterführende Schulen, es sind alle Schulformen vorhanden und es bestehen bereits übergreifende Schülerverkehre.

Insgesamt konnten etwa 8.200 Erhebungsbögen ausgewertet werden, so dass mit insgesamt nun annähernd 20.000 Ergebnissen im Rahmen des Projektes eine bundesweit einmalige Datengrundlage im Rahmen der Schülerbeförderung geschaffen wurde. Erfasst wurde das Mobilitätsverhalten ebenso wie verschiedene Rahmenbedingungen und die Schülerströme, die tatsächlich im Öffentlichen Personennahverkehr entstehen. Beteiligt waren über einen Fachbeirat neben der Hochschule Darmstadt, dem Kreis Offenbach, der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach mbH und der ivm GmbH (Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region Frankfurt RheinMain), die Schulen, die Verkehrsunternehmen, die Stadtbusunternehmen und alle Kommunen im Untersuchungsgebiet. „Außerdem wurde eine Arbeitsgruppe Kommunikation eingerichtet", ergänzt Claudia Jäger, „um den konstruktiven Austausch sicher zu stellen." Die Befragung zum Mobilitätsverhalten erstreckte sich auf die Unterrichtszeiten, die lokale Herkunft, die Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln sowie die Wahl von Verkehrsmitteln. Abgefragt wurden außerdem die Gründe für den Verzicht auf den ÖPNV und eine Bewertung des Öffentlichen Personennahverkehrs mit den Schulnoten von eins bis sechs.

„Die hohe Rücklaufquote von durchschnittlich 85 Prozent macht deutlich", führt Professor Dr. Jürgen Follmann aus, „dass das Thema auf eine große Resonanz stieß." Die Ergebnisse müssen differenziert betrachtet werden. Mit Ausnahme der Heinrich-Heine-Schule in Dreieich, werden alle Schulen zu mehr als 70 Prozent von Jugendlichen aus der eigenen Kommune besucht. Entsprechend hoch ist auch mit 44 Prozent im Winter und knapp 65 Prozent im Sommer der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule kommen. Der PKW wird im Sommer nur von 10 im Winter von 21 Prozent der Betroffenen zum Transport genutzt. Einen großen Anteil machen hier die 13. Klassen aus. Der ÖPNV wird in den Bereichen Verbindungsangebote vormittags, Pünktlichkeit, Fahrzeit und Sicherheit mit 2,6 bewertet. Letzteres spricht auch für das Engagement der Bus- und Bahnbegleiter. Das Platzangebot ebenso wie die Sauberkeit werden mit 3,5 beurteilt, die Fahrtkosten mit 3,3, die Verbindungsangebote nachmittags mit 3,1. Insbesondere bei den Schulen mit einer Oberstufe wurden die Kosten schlechter beurteilt. Ein wesentlicher Grund liegt darin, dass ab der Oberstufe keine Fahrtkosten im ÖPNV übernommen werden. Eine überwiegend schlechte Bewertung des Platzangebotes, diese wurde auch schon im Teilprojekt Ostkreis festgestellt, korreliert mit der Tatsache, dass der Bus in diesen Fällen auch immer gleichzeitig Hauptverkehrsmittel ist. Thematisiert wurde auch der Wunsch nach einem günstigeren Tarif für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe.

Nach Auswertung aller verfügbaren Daten ist ein Handlungskatalog entwickelt worden, der sehr unterschiedliche Handlungsalternativen definiert. Der Maßnahmenkatalog reicht von bedarfsgerecht dimensionierten Bushaltestellen, die Weiterentwicklung der Radverkehrsanlagen, Entzerrung der Verkehrsteilnehmergruppen in den Eingangsbereichen sowie Parkmöglichkeiten in angemessener Entfernung über den Wunsch, Verkehrsangebote am Nachmittag auszuweiten, Anschlusszeiten zu verbessern, noch stärker die erfolgreichen Bus- und Bahnbegleiter einzusetzen, Jobtickets für die Oberstufe zu verteilen oder die Schulen in das Mobiportal der kvgOF einzubinden. Auch bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der verkehrlichen Bedingungen sind Bestandteil des Katalogs und werden in den betroffenen Kommunen diskutiert.

„Im Ergebnis ist festzustellen", so Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger abschließend, „dass allein durch die Konzeptarbeit das Thema „Mobilität" im Schulumfeld erneut ins Rampenlicht gerückt ist. Besonders der intensive Informations- und Kommunikationsprozess hat bei allen Beteiligten dafür gesorgt, dass die Verkehrssituation aus unterschiedlicher Sicht dargestellt werden konnte. Deutlich wurde allerdings auch, dass die Diskussion mit dem Konzept keineswegs abgeschlossen, sondern gerade erst begonnen wurde und dass es darum sinnvoll wäre, das Thema „Mobilität" verstärkt in den Schul- und Unterrichtsalltag einzubinden. Mittlerweile versuchen wir auch mit Projekten wie „Oberstufe goes ÖPNV" die Nutzung von Bus und Bahn für die Jugendlichen attraktiver zu gestalten, zumal man in Ballungsräumen mittlerweile feststellt, dass das Auto bei der jungen Generation an Bedeutung verliert. Wir alle gehen zuversichtlich davon aus, dass der Kommunikationsprozess konsequent fortgesetzt wird, um Schulentwicklungsplanung und Mobilitätsplanung künftig enger zu vernetzen."

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