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Fördermittel für energetische Sanierungen nach sozialer Situation staffeln
von www.Familien-Blickpunkt.de am 20/08/2014 - 15:12 |
Themenfelder: Leben und Gesellschaft
Martin Kutschka Geschäftsführer febis
febis-Chef Kutschka: „Am Klimaschutz müssen sich alle beteiligen können!“
(febis) Fördermittel für energetische Sanierungen älterer Gebäude sollten auch mit Blick auf die Finanzkraft der Eigentümer vergeben werden. Diesen ungewöhnlichen Weg, aktiven Klimaschutz breiten Schichten der Bevölkerung zugänglich zu machen, schlägt der Geschäftsführer der febis GmbH in Hattersheim, Martin Kutschka, vor: „Klimaschutz darf nicht an finanziell weniger starken Schichten vorbeigehen. Jeder sollte sich beteiligen können. Deshalb sollten Fördergelder für energetische Sanierungen nach sozialer Situation und finanzieller Leistungsfähigkeit gestaffelt werden können.“
Kutschka verweist auf eine aktuelle Studie von „Zukunft Erdgas e.V.“: „Über 95 % der Ein- oder Zweifamilien bzw. Reihenhäuser befinden sich in Privatbesitz. Mehrfamilienhäuser sind zu über 50 % in Privateigentum. Und: Ein erheblicher Anteil dieser zum Teil bis zu 100 Jahre alten Gebäude hat dringenden Sanierungsbedarf. Selbst Bauten aus den 70er und 80er Jahren stehen in großem Umfang zur Modernisierung an.“
Allerdings stießen sinnvolle Sanierungen oftmals auf finanzielle Engpässe der Eigentümer. Kutschka: „Die Studie zeigt, dass das durchschnittliche Einkommen bei Bewohnern älterer Häuser geringer und somit der finanzielle Spielraum für Modernisierungsmaßnahmen kleiner ist. So verfügt die Hälfte der Eigentümerhaushalte über ein Haushaltseinkommen von unter 2.600 € netto, jeder 6. sogar unter 1.500 €.“ Vielen fehle es sogar an den Mitteln für eine fällige Heizungserneuerung.
Die Möglichkeiten dieser Eigentümer, Kredite zum Erhalt und zur Modernisierung ihrer Immobilie aufzunehmen, seien sehr eingeschränkt, sagt Kutschka: „Es nützt aber weder diesen Hausbesitzern noch den politischen Zielen der Energiewende und des Klimaschutzes, wenn nichts geschieht und ganze Schichten von Immobilieneigentümern ausgegrenzt werden. Warum entwickelt man nicht Modelle, die bei der Vergabe von Fördermitteln auch soziale Komponenten berücksichtigen, beispielsweise bei der KFW?“
Kutschka: „Die zentrale Frage lautet doch: Wie können sich private Hauseigentümer die Energiewende leisten? Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, und an der müssten sich doch eigentlich alle beteiligen können!“ Der febis-Chef regt deshalb an, bestehende Finanzierungsspielräume der Eigentümer individuell zu analysieren und eventuell vorhandene Lücken aus öffentlichen Mitteln zu schließen. „Wichtig wäre Flexibilität“, sagt Kutschka. „Bürgschaften der öffentlichen Hand oder deutlich höhere Zuschüsse wären eine Möglichkeit, Sanierungsmaßnahmen bei Objekten auszulösen, die Eigentümer aus eigener Kraft nie würden sanieren können.“
Eine weitere Möglichkeit bestünde in der kumulativen Nutzung der lokalen Zuschüsse von Städten, Gemeinden und Energieversorgern, die zusätzlich und ohne Deckelung gemeinsam mit den Mitteln der öffentlichen Hand genutzt werden sollten.
Schließlich stehen in Deutschland Zuschüsse von knapp 600 Energieversorgern, 2.000 Städten und Gemeinden sowie 500 Verbünden und Kreisen zur Verfügung, deren Abfrage febis kostenlos zur Verfügung stellt und bei deren Beantragung unterstützt.
Der febis-Chef zeigt sich überzeugt davon, dass flexiblen Regelungen die Zukunft gehört: „Man kann niemanden zwingen zu sanieren. Man muss die Menschen vielmehr motivieren, ihnen Anreize geben und bei nicht vorhandenen finanziellen Möglichkeiten mit höheren Zuschüssen fördern. Wir brauchen 3 % energetische Sanierungen im Gebäudebestand pro Jahr, und nicht nur 1 % wie heute. Warum also nicht neue Wege beschreiten?“
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