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Sozialminister lehnt Pläne der EU-Kommission ab
von www.Familien-Blickpunkt.de am 18/12/2011 - 17:34 |
Themenfelder: Beruf und Familie, Leben und Gesellschaft

Wiesbaden (hsm) - Der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner lehnt die Pläne der EU-Kommission ab, Krankenpflegekräfte künftig nur noch europaweit anzuerkennen, wenn sie zwölf Jahre die Schule besucht haben. „Der Zugang zu pflegerischen Berufen und zur Hebammenausbildung muss auch weiterhin mit einem mittleren Bildungsabschluss möglich sein“, schreibt der Sozialminister in einem Brief an EU-Kommissar Michael Barnier. „Wir können nicht auf motivierte Menschen verzichten, die diese wichtigen Zukunftsberufe ausüben wollen.“ Bereits zum jetzigen Zeitpunkt sei ein Fachkräftemangel in diesem Bereich absehbar und einige Kliniken hätten Probleme, freie Stellen zu besetzen. „Aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft, wird der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften in Zukunft weiter steigen. Die Anhebung der Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung in pflegenden Berufen würde zur Verschlimmerung des befürchteten Engpasses führen“, so Grüttner weiter.
Die EU-Kommission wird kommende Woche über die Überarbeitung der Richtlinie zur Berufsqualifikation entscheiden. Darin ist vorgesehen, dass Krankenpflegerinnen und -pfleger sowie Hebammen im EU-Ausland künftig nur noch dann automatisch in ihrem Beruf anerkannt werden, wenn die Zulassung zu den entsprechenden Berufsausbildungen eine zwölfjährige allgemeine Schulbildung voraussetzt. Bislang ist hierfür in Deutschland eine zehnjährige Schulbildung ausreichend.
„Deutschland hat gute Erfahrungen damit gemacht, bei der Ausbildung für Krankenpflegekräfte und Hebammen eine zehnjährige allgemeine Schulbildung vorauszusetzen. So können wir sicherstellen, dass im deutschen Gesundheitswesen Patientinnen und Patienten regelhaft von Fachkräften gepflegt werden“, erklärte Grüttner. „Eine Änderung des deutschen Systems würde den Fachkräftemangel verstärken und zum vermehrten Einsatz von Hilfskräften führen.“
Eine Erhöhung der Schulausbildung auf zwölf Jahre werde faktisch zu einer Akademisierung der Berufe führen und eine Vielzahl von gut geeigneten Schulabgängerinnen und Schulabgängern von diesen Berufen ausschließen. „Eine solche Entwicklung können wir uns vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels nicht leisten. Daher werde ich sie auch nicht unterstützen“, betonte der Sozialminister. Zu bedenken sei auch, dass die Dauer der Schulbildung in den Mitgliedstaaten nicht einheitlich berechnet wird. So beziehen einige Mitgliedstaaten Zeiträume ein, die in Deutschland als vorschulische Kindergartenjahre definiert werden. „Die deutsche Krankenpflegeausbildung ist im internationalen Vergleich von hoher Qualität. Da die deutschen Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger in anderen europäischen Ländern gerne beschäftigt werden, scheint ihre Qualifikation durchaus geschätzt zu werden“, so Grüttner.
„Dass Deutschland mit seinem System der dualen Berufsausbildung – auch in Berufen, die in anderen Ländern teilweise ein Studium voraussetzen – den richtigen Weg geht, zeigt sich nicht zuletzt in der im europäischen Vergleich niedrigen Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland.“
In seinem Brief bittet Sozialminister Grüttner EU-Kommissar Barnier, diese Argumente und Erwägungen bei den anstehenden Beratungen einzubeziehen.
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